Meckenheim, 30. Oktober 2015
Smartphones gehören nicht nur zum privaten Alltag von Schülern, sondern sind auch im Schulleben allgegenwärtig. In einer bereits zu Beginn des Jahres veröffentlichen Umfrage des deutschen Digitalverbands Bitkom gaben 92 Prozent der Schüler im Alter von 14 bis 19 Jahren an, ihr Handy regelmäßig mit in die Schule zu nehmen. Jeder Zehnte von ihnen gab weiterhin zu, es dort auch zum Schummeln zu benutzen.
Um das Problem anzugehen und Chancengleichheit in den Prüfungen wiederherzustellen, haben viele Schulen mittlerweile ein generelles Handyverbot ausgesprochen. Demzufolge sind die Schüler in der Schulzeit dazu angehalten, die Geräte nicht sichtbar zu verwahren und auszuschalten. Dies gilt umso mehr in Klausuren und Prüfungen. Diese beginnen heute oftmals mit der zentralen Einsammlung aller Handys durch die aufsichtführenden Lehrer.
Das Problem ist damit jedoch längst nicht gebannt. Die Abdeckung mit mobilen Endgeräten betrage längst nicht mehr nur 100 Prozent, konstatiert der Deutsche Lehrerverband. Der Trend gehe eher zum Zweit-Handy, wobei das eigentlich abgelegte Vorgängermodell dann in der Prüfung abgegeben werde. Fakt ist jedoch: Wer anschließend mit Smartphone erwischt wird, erhält eine Sechs. Egal, ob das Gerät nun wirklich zum Schummeln genutzt wurde oder nicht.
Studie an britischen Schulen belegt positive Effekte eines Handyverbots
Dass die Stoßrichtung der Handyverbots-Maßnahme richtig ist, untermauert eine ebenfalls in diesem Jahr durch das Centre for Economic Performance der London School of Economics durchgeführte Studie an britischen Schulen. Sie legt offen, dass sich ein Handy-Bann unmittelbar in besseren Leistungen der Schüler niederschlägt. Die Testergebnisse der im Rahmen der Studie beobachteten 16-Jährigen verbesserten sich allgemein um durchschnittlich 6,41 Prozent. Besonders profitierten dabei Schüler aus bildungsfernen und sozial schwachen Schichten. Ihre Ergebnisse verbesserten sich überproportional um über 14 Prozent.
Deutscher Philologenverband fordert technische Aufrüstung von Bildungseinrichtungen
Schlussfolgerung: Das Mitführen von Smartphones lenkt Schüler vom Unterricht ab und verführt zum Schummeln in Prüfungen. Aber wie kann dem immer weiter um sich greifenden Problem nun zu Leibe gerückt werden?
Der Umstand, dass Leibesvisitationen von Schülern untersagt und insbesondere die WC-Bereiche, die die Schüler während der Prüfungen aufsuchen dürfen, für die Schulen nicht kontrollierbar sind, lässt Schulen und Hochschulen, die gleichermaßen betroffen sind, hilflos zurückbleiben.
In letzteren gehören Klausurszenarien mit mehreren Hundert Studenten zum Alltag, seitdem auch Uni-Vorlesungen mit einer Prüfung beendet werden. In riesigen Hörsälen, die von einem Professor und eventuell noch einem Assistenten beaufsichtigt werden. Wer will hier noch erkennen, ob der konzentrierte Blick eines Studenten gerade auf die Prüfungsunterlagen oder aber auf die Smartwatch am Arm gerichtet ist? Kontrolle ist hier nicht mehr möglich.
Für den Chef des Deutschen Philologenverbands, der Dachorganisation aller Bildungseinrichtungen, die auf das Abitur vorbereiten, Heinz-Peter Meidinger, ist daher vollkommen klar, dass Schulen und Hochschulen auf- und umrüsten müssen, und zwar nicht nur in Sachen Prüfungsmethodik (Abschaffung von reinen Multiple Choice-Tests), sondern auch technologisch.
Bis dato sind es in Deutschland nur einzelne Schulen, die entsprechende technische Maßnahmen in Form von Detektions- und Unterdrückungssystemen installiert haben. Meidinger: „Es werden mehr werden müssen, darum kommen wir nicht herum.“
Verwendete Quellen und Presse-Links zum Thema:
www.bitkom.org (2015) Fast alle Schüler nehmen ihr Handy mit in die Schule, Presseinformation vom 17.02.2015; www.stern.de (2015) Jeder zehnte Schüler spickt mit dem Smartphone, Meldung vom 18.02.2015; Doward, Jamie: „Schools that ban mobile phones see better academic results“, in: The Guardian, Meldung vom 16.05.2015; www.bbc.com (2015) Mobile phone bans improve school exam results, Meldung vom 17.05.2015; Staben, Kerstin: „Schummeln im smarten Klassenzimmer“, in: NDR Nachrichten, Meldung vom 20.05.2015; Kohlmaier, Matthias: „Handyverbot hilft leistungsschwachen Schülern“, in: Süddeutsche Zeitung, Meldung vom 28.05.2015; Vitzthum, Thomas Sebastian: „Smartes Schummeln – Schulen und Hochschulen stehen durch die Smartwatch vor Herausforderungen“, in: Die Welt, Meldung vom 25.06.2015; Okolosie, Lola: „Keep mobile phones out of the classroom“, in: The Guardian, Meldung vom 01.09.2015; Weale, Sally: „Mobile phones‘ impact on lessons coming unter scrutiny“, in: The Guardian, Meldung vom 13.09.2015; Ross, Tim: „Mobile phones and iPads could be banned from classrooms", in: The Telegraph, Meldung vom 13.09.2015
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